Wir beginnen mit einer Gegenstandsbestimmung. Die Frage dabei ist, was eigentlich, wie man eigentlich
Pädagogik verstehen kann. Und das ist natürlich einerseits eine merkwürdige Frage, weil wir das
alle kennen aus dem Alltag. Andererseits eine schwierige Frage, weil es eben auch so
verbreitet ist, dass die Frage ist, woran macht man sowas eigentlich fest.
Jetzt gibt es viele Einführungen in die Pädagogik unterschiedlicher Art und Weise,
die vor allem Ordnungen anbieten. Und das ist ja auch nicht falsch für den
Anfang, dass man ordnet. Ich werde Ihnen auch Ordnungen anbieten. Ich wollte aber hier
ein bisschen grundsätzlicher anfangen. Also ich habe mich jetzt auch nochmal gefragt,
wenn man jetzt versucht, ich muss zurückgehen, das war zu früh, wenn man jetzt versucht darüber
systematisch nachzudenken, was eigentlich, also wovon sie eigentlich ausgeht, die Pädagogik,
dann denken wir ja vor dem Hintergrund einer Zeit, in der es schon Pädagogik gibt gewissermaßen. Also
wir wissen immer schon in gewisser Weise zu viel, wenn wir über das Pädagogische auf der Ebene
nachdenken, weil alles für uns selbstverständlich ist. Wenn man jetzt mal die Selbstverständlichkeit
dessen, was man weiß über Pädagogik einklammert, dann fragt sich, also dann kommt man sozusagen
auf die Frage, woher eigentlich überhaupt diese Grundausrichtung kommt, die dann zur
Pädagogik geworden ist. Das ist eigentlich so die Frage, die ich da stellen wollte. Und der Punkt,
von dem ich ausgehen möchte, ist, dass Lernen an der Stelle zentral ist. Also, dass die überhaupt
das Lernen, also die Existenz von Lernen sozusagen und insbesondere aber in der Pädagogik das Lernen
als eine soziale Tatsache, als etwas, was für uns alle da ist, als etwas, was wir alle wahrnehmen
können und auf das wir uns auch alle verständigen können. Typischerweise findet man an dieser Stelle
so auch anthropologische Bestimmungen. Aber ich möchte jetzt zunächst mal hier mit Ihnen hier
in dieser Einführung die Pädagogik von von von Giesig hineinschauen von 1991, aber immer noch
hilfreich. Und das Buch setzt mit dieser Betrachtung an, ich zitiere das mal, wenn wir unseren hilflosen
Säugling betrachten. Mag sich die Frage aufdrängen, wie es eigentlich möglich sein könnte, dass aus
ihm einmal ein Erwachsener wird. Offensichtlich müssen wir unterstellen, dass der Mensch von Geburt
an ein weltoffenes Wesen ist, dessen Erbausstattung ihm einen verhältnismäßig großen Spielraum für
Lernen und Verhaltensmöglichkeiten lässt. So in dem Stil findet man das an unendlich vielen
Stellen im pädagogischen Diskurs. Der Mensch ist ein weltoffenes Wesen, dann wird, und das macht
jetzt auch Giesigke hier oft verwiesen, auf die philosophische Anthropologie, insbesondere auf
Gehlen. Gehlen ist Anthropologie, der eine Mängelwesen-Theorie in den 30er Jahren aufgestellt
hat. Der Mensch ist nicht determiniert von Instinkten wie die Tiere. Und deswegen ist er
weltoffen, weil die Instinkte nicht festlegen, was er macht, so wie bei einem Tier. Und deswegen ist
er aber auch gleichzeitig unfertig, wenn er auf die Welt kommt, eine physiologische Frühgeburt,
die erst Jahre, also ewig, braucht nicht Jahre, sondern Monate braucht, bis sie überhaupt laufen
kann, im Gegensatz zu anderen Tieren. Und deswegen ist Pädagogik sozusagen möglich auf der einen
Seite und nötig auf der anderen Seite. Und das ist ja auch alles schön und nicht in jeder Form
zumindest falsch, auch wenn man das vielleicht anders sehen oder formulieren würde heute teilweise.
Aber der Punkt ist, dass man da schon wieder etwas wissen muss über irgendwie diesen Menschen und
das Innere des Menschen, um zu erklären, was das Pädagogische ist. Und das Pädagogische ist ohne
dieses Wissen entstanden, sozusagen. Was mich hier besonders interessiert hat an diesem Zitat,
ist diese, diese, erstens diese natürlich diese Verwunderung, also wie es eigentlich möglich sein
könnte, das ist ja klar, das interessiert uns alle. Und dann aber diese, diese Formulierung,
offensichtlich müssen wir unterstellen. Das ist doch merkwürdig. Wir müssen offensichtlich
unterstellen, dass der Mensch lernfähig ist. Warum können wir nicht einfach sagen, der Mensch ist
lernfähig? Weil das Lernen selber, und darüber möchte ich zunächst jetzt gleich sprechen,
gar nicht beobachtbar ist. Deswegen muss Giesige sagen, offensichtlich müssen wir unterstellen,
dass das so ist. Die Unbeobachtbarkeit des Lernens, die beschäftigt mich hier an der Stelle zunächst
ganz, ganz besonders. Denn deswegen gehe ich davon oder deswegen habe ich Ihnen diese Definitionen
angeboten, dass die Pädagogik ihren Ausgang genau davon nimmt, dass von der Tatsache, von Lernen als
sozialer Tatsache, also von etwas, was man, was in einem sozialen Raum existiert. Eine klassische
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:34:04 Min
Aufnahmedatum
2020-11-11
Hochgeladen am
2020-11-11 16:38:59
Sprache
de-DE